KoGa – wie Grundschule zum Münchner Lernhauskonzept wird
Ab 2026 haben Familien in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für ihre Grundschulkinder. „Kooperative Ganztagsschulen (KoGa)“ sollen in München bis dahin sukzessive die bisherigen Betreuungslücken schließen. Diese kombinierte Einrichtung, in der sich Schule und Ganztagskooperationspartner organisatorisch wie personell ergänzen, macht aus dem Schulgelände quasi ein gemeinsames Lernumfeld mit flexibel buchbaren Betreuungszeiten von 08.00 bis 18.00 Uhr, auch in Ferienzeiten.
Wie sich Kooperative Ganztagsbildung „in echt anfühlen kann“, präsentierte Dr. Simone Schnurr, stv. Leitung der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) München nach dem ersten Jahr Kooperationspartnerschaft mit der KoGa Emmy-Noether-Straße 5. Zu diesem Anlass begrüßte sie am 12. Juli u.a. ihre Gästen Sabine Haering von der Stadt München (Referat für Bildung und Sport, RBS-A-MSI), Alexandra Brumann und Nora van de Sand aus den Bayerischen Staatsministerien für Familie, Arbeit und Soziales (stmas) sowie Unterricht und Kultus (StMUK). „Selten habe ich Schulen so offen und einladend erlebt“, so beschreibt Dr. Simone Schnurr ihre Erfahrung und ergänzt: „Mich fasziniert, dass hier aus der Perspektive der Kinder gedacht wird, weg von der Strenge des Schulalltags und hin zu mehr Flexibilität.“
Wohlfühlraum statt klassische Schulatmosphäre
In der KoGa sind Schulklassen maximal 25 Schüler groß. Ob sitzend, liegend oder stehend – wie gelernt wird, darf oft mitbestimmt werden. Ermöglicht und gefördert wird diese Art der Nutzung durch das Raumkonzept „Münchner Lernhausmodell“. Der Rundgang mit den Gästen, der Haus- und Schulleitung sowie gfi Kolleg*innen Barbara Winter, Lars Pogadl-Kamper, Uwe Worbach, Florian Heidegger und Katja Egorova macht das deutlich: Zentrale, multifunktionale Mehrzweckbereiche mit viel Platz und bunten, sternförmigen Sitzgruppen sind ein auffälliger Gegensatz zur gewohnten, klassischen Schulatmosphäre mit strukturierten Klassenzimmern.
Mit den Team- und Ruheräumen hat „Emmy“, wie viele Schüler ihre Schule nennen, Wohlfühlcharakter. Unverkennbar geht es hier um schulische und soziale, ganzheitliche Bildung mit musischen, sportlichen und anderen kreativen Schwerpunkten. Die Inklusionsräume – jeweils zu einem Thema wie Lego, Verkleidung, Konstruktion/Experimente und Ruhe bestückt – wirken inspirierend, fordern geradezu auf, aktiv zu werden. Auch der große Außenbereich lädt auf Anhieb ein zum Toben, Klettern, zum kleinen Gruppentreffen oder einfach nur zum Abhängen ein.
Lehrer und pädagogische Betreuer arbeiten zusammen
Die meißten Räumlichkeiten werden im Schul- wie Nachmittagsbetrieb zu unterschiedlichen Zwecken genutzt. „Der zu bewältigende Schulstoff wird nicht weniger, aber die Umstände des Lernens sollen Lernen leichter machen“, erklärt Simone Schnurr . Dafür gibt es eine enge Verzahnung zwischen schulischer Förderung und nachmittäglicher Betreuung, Lernhilfen und Freizeitangeboten. Lehrer und Betreuungspädagogen des Kooperationspartners tauschen sich etwa zu Hausaufgaben aus, Lernunterstützung und gemeinsame Aktionen werden besprochen.
Mit KoGa Familie und Berufstätigkeit unter einen Hut bringen
Rund 78 Kinder zählte die KoGa Emmy-Noether-Straße im Schuljahr 2021/22. Im Folgejahr wächst die Schulfamilie schon auf rund 140 Schüler, im Endaufbau in 2025 rechnet die gfi mit etwa 300 Kindern. Zum Schuljahresbeginn 2022/23 wird die gfi einen zweiten KoGa-Standort in der Infanteriestraße als Kooperationspartner betreuen. Insgesamt gibt es dann 26 Ko-Ga’s in Bayern.
Im Idealfall ermöglichen diese neuen Schulmodelle den Eltern einen entspannten Übergang vom Kindergarten zur Grundschule. Die Flexibilität des Angebots macht es leichter, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, denn die Zeiten dürfen individuell angepasst werden: ganztägig oder auch nur an drei Tagen bis 16:30 Uhr ist erlaubt. Dasselbe gilt für die Ferienbetreuung.
Um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung bis 2026 realisieren zu können, sollen künftig auch offene Ganztagsschulen Ihre
Betreuungszeiten erweitern können. Uwe Worbach und sein gfi Team haben sich zu diesem Schulmodell Gedanken gemacht und stellten bei dem Treffen am 12.07. den Gästen ihren Konzept-Vorschlag zur „Ganztagsschule +“ vor. „Doch bis es soweit ist“, so Simone Schnurr, „machen wir uns aktuell erst mal fit für die Infanteriestraße“.
Der KoGa wird finanziert durch Mittel der Stadt München, des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales und durch Elternbeiträge.
Übersicht zu Schulstandorten mit Kooperativer Ganztagsbildung – Kooperationspartner*innen